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Erzbischof Schick: „Kirche muss politisch sein!“

Erstellt von Uli Kleemann |

Klare Worte von Erzbischof Ludwig Schick beim Besuch am Marianum

Anlässlich des diesjährigen Patronatsfestes des Marianums in Fulda besuchte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick die Schule. Zusammen mit Schulpfarrer Sebastian Bieber zelebrierte er für die Jahrgangsstufe 12 einen Gottesdienst und stellte sich im Anschluss in einer Podiumsdiskussion den Fragen der Oberstufenschüler.
Leider konnte die Privatschule in diesem Jahr aufgrund der Corona-Beschränkungen den traditionellen Schulgottesdienst nicht mit der gesamten Schulgemeinde feiern. Daher feierte die Jahrgangsstufe 12 in die Aula quasi stellvertretend für die Schulgemeinde einen festlichen Pontifikalgottesdienst mit Erzbischof Schick. Bei der Schulgemeinde bedankte sich der Erzbischof per Durchsage für den herzlichen Empfang an der Schule. Er rief den jungen Menschen zu, dass Christsein bedeutet, mehr vom Leben zu haben und eine uneingeschränkte gute Einstellung dem Gegenüber zu haben. Maria, die Namenspatronin der Schule, sei die erste Christin gewesen. Das Marianum sei die Schule, die helfe aus den Kindern und Jugendlichen gute Christen zu machen, eben am Modell Maria.
Schulleiter Steffen Flicker bedankte sich bei Erzbischof Schick für dessen ermutigende Worte: „Es tut uns gut, in unserem Christsein bestärkt zu werden. Die Gestaltung einer solidarischen Welt fängt bei jedem Einzelnen an und erfordert Mut und Beharrlichkeit,“ unterstrich Flicker.
In einer darauffolgenden Podiumsdiskussion stellte sich der ehemalige Fuldaer Weihbischof den Fragen der 12klässler. Fragen zur derzeitigen Situation in Belarus und damit verbunden dem Einreiseverbot des Minsker Bischofs beantwortete Schick ebenso offen und direkt wie Fragen nach der Rolle der Frau in der katholischen Kirche oder Fragen nach der Einstellung der Kirche homosexueller Menschen gegenüber. Auch die Frage, wie viel Politik unser Glaube vertragen könne, stand auf der Agenda. Schick antwortete deutlich, dass Kirche politisch sein muss. Nach dem Krieg habe es viele neue Vereinigungen gegeben, die Welt sei auf dem richtigen Weg gewesen, aber seit etwa zehn Jahren gäbe es weltweit wieder ein Auseinandertriften der Gesellschaften. Die Kirche müsse dem entgegenwirken und die Forderung nach Einigkeit und Einheit in die Politik bringen. Die christliche Weltkirche wolle einen inter-religiösen und inter-kulturellen Dialog. Die sei die Hauptaufgabe der Christenheit.
Spannend verfolgten die jungen Leute den Ausführungen des Erzbischofs zum Thema Homosexualität und Kirche. Hier bezog Schick klare Stellung. Die Kirche muss sich entschuldigen. Teile der Kirche hätten in der Vergangenheit den nötigen Respekt gegenüber homosexuellen Menschen vermissen lassen. Dies könne so nicht sein. Homosexuelle Menschen seien für ihn genauso wertvoll wie alle anderen Menschen auch. Der christliche Geist besage, dass alle Menschen ihr Leben in Nächstenliebe gestalten könnten. Dies sei die offizielle Lehre der Kirche, die wohl aber nicht bei jedem angekommen sei. Schick wurde noch deutlicher: Wer gegen Homosexuelle hetzt, der verliere sein Kirchenamt.
Am Ende seines Vormittags an der Fuldaer Privatschule versprach der gebürtige Marburger den Schülerinnen und Schülern wieder zu kommen wenn es die Möglichkeit gäbe und verabschiedete sich mit einem Schulsegen und seinem Dauerwunsch; „Bleibt gesund und hoffnungsvoll“.