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Die unsichtbare Religiosität Jugendlicher

Im Rahmen des "Forum Marianum" referierte der Freiburger Religionspädagoge Prof. Dr. Werner Tscheetzsch vor interessierten Eltern, Lehrern und Schülern des Marianums am Dienstag, 26.11.2002,  über das Thema "Die unsichtbare Religiosität Jugendlicher - Über das Verdunsten des christlichen Glaubens im Jugendalter" in der Aula des Marianums.

Zu dem Abend eingeladen hatten neben dem Schulträger der Schulelternbeirat sowie der Förderverein.

Ausgehend von den Befunden der letzten Shell Jugendstudie, die unter der Überschrift "Jugend ohne Gott" aufzeige, dass die Frage nach Gott in der Wertigkeit der Jugendlichen auf Platz 20 rangiere, fragte Prof. Tscheetzsch nach den Ursachen und suchte nach Lösungsmöglichkeiten.
Er stellte zunächst die Frage nach den Herausforderungen, die jungen Menschen heute begegnen. Im Gegensatz zu früher sei die Lebenswelt heute durch die Erfahrung bestimmt, dass es keine linearen Karrieren und Lebensläufe mehr gebe.Während früher die Jugendzeit die Vorbereitung auf ein Später gewesen sei, müssten sich Jugendliche heute auf ein lebenslanges Lernen, Mobilität und Flexibilität einstellen.
 
In der Pluralität der heutigen Welt sei man dazu "verdammt", Entscheidungen zu treffen. Ebenso seien die Menschen heute gefordert, ihren eigenen Glauben zu finden.Die Situation, dass Institutionen einen prägenden Einfluss auf das Leben nehmen, habe sich "dramatisch" verändert, die Menschen hätten heute Angst, von Institutionen (auch der Kirche) vereinnahmt zu werden.
 
Prof. Tscheetzsch sieht diese Situation jedoch als eine Herausforderung an, denn die Chance für das Wachsen des christlichen Glaubens werde von Tag zu Tag größer, da ihn heute niemand mehr kenne. Zentrale Fragen für Jugendliche seien "Wer bin ich?" - "Wer will ich in dieser Welt sein?" - Der Standort in dieser Welt könne von niemandem übernommen werden, jeder müsse ihn sich selbst erarbeiten. Es sei wichtig, Begleitstrukturen anzubieten, damit junge Menschen die Frage danach, wie sie sich verhalten sollten, beantworten können. Von Bedeutung sei dabei die subjektive Glaubwürdigkeit.

Abschließend stellte Prof. Tscheetzsch fest, dass Jugendliche ein Bedürfnis nach Sinngehalten und ein Sensorium für die Wichtigkeit von Religion haben. Man müsse aber heute vom Paradigma der "Zugehörigkeit" abrücken und sich die Frage stellen, wie die Identifizierung mit der Reich-Gottes-Botschaft erreicht werden könne. Daher hält er es für unverzichtbar, dass es in deutschen Schulen Religionsunterricht gebe und hebt die hohe Bedeutung von katholischen Schulen hervor.

Nach einem engagierten einstündigen Vortrag beantwortete der Referent die zahlreichen Fragen aus dem Publikum.

In kleinen Gesprächsrunden, unter Bewirtung des Religionsleistungskurses der Jahrgangsstufe 12, klang der Abend aus.