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Friedensgottesdienst am Samstag, 15.09.2001 in der Kapelle

Ich habe eine Bekannte in New York.
Seit Dienstag denke ich oft an sie.
Wie es ihr wohl geht ?
Ihrer Familie.
Ihren Freunden.
Ihrem Umfeld.
Wie leben sie ?
Mit ihrer Trauer.
Mit ihrer Angst.
Mit ihrer Wut.
Mit der Zerstörung.
Mit dem Schock.
Mit dem Tod.

Ich denke auch an uns.
In Europa.
In Deutschland.
Wie geht es weiter ?
Wird es Krieg geben ?

Es gibt ihn schon.
Überall auf der Welt.
Seit Jahren,
Jahrzehnten.
In Israel.
Im ehemaligen Jugoslawien.
In Nordirland.
In unzähligen Staaten Afrikas.
Daran denke ich selten.
Seltsam.
(ungenannt)



Das ist kein heftiger Regenschauer.
Die Natur hat sich diesmal völlig herausgehalten.
Wir Menschen sind für dieses Chaos verantwortlich.
Eine Welle der Gewalt brach über New York herein.
Seine Einwohner sind von einem aggressionsgeladenen Anschlag heimgesucht worden.

Lass sich dieses Unwetter nicht über die ganze Welt ausbreiten.
(Schülerin der 13)
Ein Gedanke zum Frieden

Ist Frieden,
also der Zustand ungestörter Ordnung und Harmonie,

eigentlich etwas Natürliches,
etwas Menschliches?
Kann denn etwas so Delikates,
Verletzliches
und ganz und gar Empfindliches –
kann so etwas natürlich sein;
wäre es nicht schon längst in der Evolution selektiert worden,
eben aufgrund seiner Schwäche?
Ist Frieden nicht vielleicht so etwas wie eine erdachte Tugend,
Schutzmaßnahme
und zugleich Folge
unserer respektablen Zivilisation –
jedoch immer nur kurzzeitig auftretend
und schwer haltbar;
vielleicht so,
wie Hygiene, -
etwas Gutes, aber Künstliches, -
chancenlos
gegen die gewaltige Dynamik der „unsauberen“ Natur?

Ist es mit Frieden,
diesem Zustand ungestörter Ordnung und Harmonie,
nicht vielleicht genauso?
Also etwas Künstliches,
„Unmenschliches“,
etwas Schwaches,
das immer wieder
von der gewaltigen Dynamik der Gewalt
und des Krieges
umgeworfen,
beschmutzt
und verletzt wird, -
etwas Unmögliches.

In seinem Gedicht
„das Göttliche“
schrieb Goethe:
„Nur allein der Mensch vermag das Unmögliche...“
Doch ausgehend davon,
dass Gott in jedem von uns wirkt,
uns hilft,
dass jeder von uns das „Göttliche“ in sich trägt;
ausgehend davon
ist Frieden,
die ungestörte Ordnung und Harmonie,
vielleicht etwas Übernatürliches,
etwas Übermenschliches,
vielleicht etwas Göttliches.
(Thomas Pietrek)

„Das Leben geht weiter“,

das ist der Spruch,
der am häufigsten zu hören ist.
Das Leben geht natürlich weiter,
nur die Frage,
die wir uns stellen müssen, lautet:
Wie geht es weiter ?
Jeder Schritt,
der zur Aufklärung der Katastrophe führt,
muss sorgfältig durchdacht werden.
Die Wahrheit
muss von der Lüge getrennt werden.
Zensuren
dürfen dabei nicht entstehen,
denn die Welt,
die gespannt das Geschehen verfolgt,
hat ein Recht darauf,
die Wahrheit zu erfahren.
Auch Schritte,
die gegen den Terrorismus unternommen werden müssen,
müssen von den entscheidenden Politikern
mit reinem, menschlichem Gewissen
durchdacht werden.

Die Welt ist entsetzt,
aber wäre sie auch entsetzt,
wenn dieses Unglück
in China passierte?
Täglich sterben hunderte Menschen
in Afrika an Hunger.
Im Jahr sind es tausende.
Wenige Menschen gedenken diesen Opfern.
Andere aktuelle Themen
werden vernachlässigt.
Was passiert
mit unseren Soldaten im Kosovo.
Wie soll es weitergehen?
Auf jeden Fall muss es weitergehen.
Und das Trauern der Welt
muss vergänglich sein.
(Schüler der 13)