Zum Hauptinhalt springen

Ein eigener Zug für 1100 Schüler - Das Marianum besucht die Expo

Vor der Abfahrt das große Sammeln auf dem Bahnhofsvorplatz.

Die Klassen 6 bis 13, insgesamt 1107 Schüler, waren in Kleingruppen unterwegs. Ausgerüstet waren sie mit Handys, um sich mit ihrem Lehrer oder Tutor absprechen zu können. Nur die Fünftklässier durften nicht in dem eigens gecharterten Zug mitfahren - sie unternahmen statt dessen einen Wandertag.

In einem Informationsbrief an die Eltern schrieb Schulleiter Dr. Josef Gossenreiter: “Wir wollen, dass unsere Schülerinnen und Schüler befähigt werden, ihre Zukunft zu bewältigen. Die Schulveranstaltung ‘Besuch der Expo 2000’ soll hierzu ein wesentlicher Beitrag sein.” Zum einen sei die Expo “die faszinierendste Lehrmittelsammlung der Welt - Anschaungsunterricht auf 1,6 Millionen Quadratmetern”, erklärte die Schulleitung. Zugleich wies sie auf die Bedeutung der Weltausstellung hin, die geschichtlichen Geltungswert habe: “Wer ein historisches Ereignis erleben will, muss zur rechten Zeit am rechten Ort sein.” Vor diesem Hintergrund trat die Schülerschaft die Fahrt nach Hannover an. Im Rückblick waren die Reaktionen der Schüler und Lehrer zu diesem Projekt sehr unterschiedlich: Mal zeigten sie sich interessiert und begeistert, mal eher enttäuscht, da vieles nicht so überwältigend gewesen sei wie mitunter von den Medien suggeriert.

Schüler Daniel Enders: “Mein Eindruck war, dass die Expo besser ist als ihr Ruf.” Zwar hätten die zahlreichen multimedialen Shows im Themenpark oder in Länder-Pavillons eher den Effekt der Berieselung als der Informationsaufnahme. Aber es sei eher die Frage zu stellen, “ob wir das nicht so wollen”. Wenn man “in drei Stunden von Frankreich nach Bhutan ‘rennt’”, kann man nach Ansicht des 17-Jährigen ohnehin nicht viele Informationen sammeln, sondern eher Eindrücke. “Diese bekommt man auf der Expo reichlich, meist verpackt in aufwändigen Filmen, die auf riesigen Leinwänden in den Pavillons und im Themenpark zu sehen sind. Was mir persönlich ein bisschen gefehlt hat, ist das aktive Mitmachen und Handeln.”

“Eigentlich interessant” fand Jennifer Giwi die Expo: Man habe einen Einblick in verschiedene Länder und ihre Kulturen bekommen. Die Preise seien “schon etwas sehr übertrieben, egal ob Essen, Autos oder was auch immer”, kritisiert die 17-Jährige Schülerin.

Zurückhaltender äußert sich Johannes Frohnapfel: “Insgesamt hat die Expo nicht ganz meinen Erwartungen entsprochen. Es war nicht gerade überwältigend, aber interessant.” Der 17-Jährige ärgerte sich zudem über zu hohe Preise.

“Man konnte kaum alles in einem Tag schaffen, das Gelände ist zu groß.”, urteilt Stephanie Mihm (12): Dennoch meint sie: “Eigentlich fand ich es recht gut.”

Das Fazit von Jürgen Weber, dem Leiter der gymnasialen Oberstufe fällt positiv aus: “Trotz der sehr unterschiedlichen Darstellung der Länder oder Themenpavillons bleibt mir ein wichtiger Gesamteindruck: Die Menschheit hat eine realistische Chance mit den aktuellen Problemen dieser Welt fertig zu werden, weil man sie nun offenbar klarer in den Blick genommen hat. Mit einer Portion Mut und dem Willen zum Anpacken können wir es gemeinsam schaffen.”

Etwas distanzierter äußert sich Deutsch- und Gemeinschaftskundelehrer Arno Westerhoff: “Einerseits ein unbedingtes Muss, das auch andere Schulen wagen sollten. Es gab viel Sehenswertes und Originelles zu beobachten.” Andererseits sei die Weltausstellung im Vorfeld zu hoch gejubelt worden, sodass die Erwartungen wohl zu groß geworden seien, um noch erfüllt zu werden. “Es gab viel High Tech zu beobachten, aber wo war die Message?”, fragt Westerhoff. Viele Aussteller hätten auf ästhetisch gut gemachte Bilder oder Movies gesetzt, aber die Inhalte vergessen.

Außerdem bleibe für ihn die Frage, wie lang die Schlangen geworden wären, wenn alle erwarteten Besucher auch tatsächlich gekommen wären. Schon die 1100 Schüler aus Fulda hätten ein Chaos am Eingang hervorgerufen.